24.06.2025
Mirjan Hipolito
Expertin für Kryptowährung und Aktien
24.06.2025

App-freie Zukunft: Wird KI die Smartphones übernehmen?

App-freie Zukunft: Wird KI die Smartphones übernehmen? Welt ohne Apps: Wird KI das neue Betriebssystem?

Früher haben wir neue Smartphones gekauft, um Zugang zu besseren Apps zu haben. Heute hat sich die Priorität verschoben - jetzt geht es nur noch darum, einen besseren KI-Assistenten zu bekommen. Was aber, wenn Apps ganz und gar überflüssig werden? Nicht, weil sie ihre Funktionen nicht mehr erfüllen, sondern weil sie durch etwas Intelligenteres ersetzt werden.

Das Ende der App-Ära?

Paolo Ardoino, CEO von Tether, schlägt vor, dass zukünftige Geräte keine App-Stores mehr benötigen - oder sogar vorinstallierte Apps. Stattdessen werden sie mit eingebauter KI ausgestattet sein, die in der Lage ist, Schnittstellen und Funktionen im Handumdrehen zu generieren. Benötigen Sie einen Fotoeditor? Sie werden es nicht aus einem Marktplatz auswählen - Ihr Gerät wird ein speziell auf Sie zugeschnittenes Tool generieren. Auf den ersten Blick klingt das wie eine futuristische Übertreibung. Aber wenn man innehält und genauer hinsieht, sind die Grundlagen bereits vorhanden.

LLMs können funktionalen Code schreiben. Neue Chips können Sprache und Bildmaterial lokal verarbeiten. Und die Peer-to-Peer-Architektur ist nicht länger ein Relikt aus den 2000er Jahren, sondern ein aufstrebendes Modell für Datenschutz und Sicherheit.

Personalisierung neu denken

Das Konzept von Ardoino berührt mehrere wichtige Ideen: Personalisierung, Autonomie und eine radikal neue Kommunikation. Wenn KI in der Lage ist, Schnittstellen wirklich in Echtzeit an die individuellen Bedürfnisse anzupassen, werden die Sorgen um Kompatibilität, Updates oder das Design der Benutzeroberfläche in den Hintergrund treten. Wir werden aufhören, Apps herunterzuladen und stattdessen mit Aufgaben interagieren: "Erstelle mir einen Notizblock", "Zeige mir das Wetter", "Optimiere meine Ausgaben". All das - ohne einen einzigen Tipp im App Store oder bei Google Play.

Auffallend ist, dass es bei dieser Vision nicht nur um Produktivität geht. Ardoino sieht auch eine Veränderung der Art und Weise, wie wir kommunizieren. Anstelle von standardisierten Messaging-Apps und starren Protokollen könnten KI-Agenten Formate in Echtzeit aushandeln. In dieser Welt passen sich die Nutzer nicht mehr an die Plattform an - die Plattform passt sich an die Art und Weise an, wie die Menschen interagieren wollen.

Was ist mit Datenschutz und Vertrauen?

Das klingt vielversprechend - aber es wirft auch schwierige Fragen auf. Wer kontrolliert den Assistenten? Wo werden die Daten gespeichert? Können wir der KI wirklich vertrauen, dass sie Entscheidungen für uns trifft? Hier überschneidet sich Ardoinos Technik-Optimismus mit einem tieferen philosophischen Dilemma: dem Gleichgewicht zwischen maschineller Autonomie und menschlicher Kontrolle.

Einige Antworten liegen in der Architektur selbst. Diese Assistenten sollen lokal arbeiten - ohne Zugang zu zentralen Servern. Alle Berechnungen sollen direkt auf dem Gerät stattfinden. In Verbindung mit Peer-to-Peer-Netzwerken könnte so die Privatsphäre des Nutzers gewahrt bleiben, selbst wenn die KI große Mengen persönlicher Daten verarbeitet. Das Schlüsselwort ist hier jedoch "sollte". Es gibt eine Kluft zwischen dem, was technisch möglich ist, und dem, was in der Praxis zum Standard wird. Die Überbrückung dieser Kluft wird der wahre Test sein.

Ist das realistisch?

Könnten wir ein solches System in den nächsten 5 bis 15 Jahren sehen, wie Ardoino vorschlägt? Höchstwahrscheinlich - ja. Die technischen Voraussetzungen dafür sind bereits vorhanden: Die KI-Modelle werden immer kleiner, die Geräte werden immer leistungsfähiger, und die Nachfrage nach lokalen Lösungen steigt. Was heute noch wie ein bahnbrechendes Experiment aussieht, könnte schon morgen zum Standard werden. Dieser Wandel wird jedoch nicht allein durch die Technik vorangetrieben, sondern erfordert auch ethische, rechtliche und kulturelle Anpassungen.

Rückgabe der Kontrolle an den Nutzer

Dennoch liest sich Ardoinos Vision nicht wie Science-Fiction. Wenn überhaupt, erscheint sie als natürlicher nächster Schritt in der Entwicklung aktueller Trends - insbesondere im Kontext des Web3, in dem Dateneigentum, Dezentralisierung und Datenschutz im Mittelpunkt stehen. Wenn ein Gerät unabhängig von einer zentralen Infrastruktur arbeiten kann, gibt es dem Nutzer die Kontrolle zurück.

Vielleicht ist eine Zukunft ohne Apps also keine Utopie, sondern nur die logische Weiterentwicklung einer Idee. Keine Revolution, sondern ein langsames Umdenken darüber, was digitale Erfahrungen sein könnten. Und vielleicht wird das nächste bahnbrechende Gerät kein einziges Icon haben - aber es könnte mehr über uns wissen, als jede App jemals wusste.

Dieses Material kann Meinungen Dritter enthalten, stellt keine Finanzberatung dar und kann gesponserte Inhalte enthalten.